Dünenzauber

Die Düne ist eine Sandbank vor unserer Hauptinsel (wenn man von Süden kommt :-)).

eine Art Stadtpark, den man mit einer kleinen Fähre innerhalb von 10 Minuten erreichen kann.

Die Hauptinsel – das Land – rückt ab, damit auch alles, was in der kleinen Community der Insel kleine und große Wellen schlägt.

T. und ich haben diese kleine Welt immer wieder genutzt, um ‚abzuhauen‘ und wenn wir abends zurückkamen, waren wir mit dem Land wieder ausgesöhnt.

Alleine bin ich seitdem nie mehr dort gewesen – es gibt halt viele kleine eigene Momente, die wir dort erlebt haben.

Besuch dagegen ist eine Gelegenheit, hinzufahren –

am Spülsaum das Wasser um die Füße streichen zu lassen,

kleine Überraschungen zu entdecken,

roten Feuerstein zu finden,

ein bisschen zu lesen,

und später im Dünenrestaurant einen Kaffee latte zu schlürfen.

Die Kolonie der Kegelrobben ist klein geworden.

Bis zum Herbst werden wieder mehr kommen und ihre Kleinen auf der Düne gebären.

Am Ende warten auf die Fähre –

und einer wartet mit.

Erinnerungen….an das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe

Spätsommer

Zurück auf dem Felsen – nach vier Wochen Festland.

Alles scheint wie immer zu sein.

Gäste warten auf die Inselbahn. Es ist keine Demo, wie meine Schwester schmunzelnd vermutete.

Und doch – hier hat der Spätsommer begonnen.

Aus Blüten sind Früchte geworden.

Alle wirkt im milden Licht schon ein wenig elegisch.

Manchmal trifft einen schon eine kühlere Bö –

und erinnert daran, dass der Herbst naht – summer time

Stadtimpressionen

Nach ein paar Monaten auf der Insel erlebe ich ‚Stadt‘ am ersten Tag wie einen Rausch von Eindrücken.

Es riecht anders – Abgase, das Aftershave des Nebenmannes im Bus, das Parfüm der Kundin neben mir. –

Nachts blinkert die Stadt in vielen Farben, grün, orange, rot, gelb – das fast weiße ‚Gesicht‘ der Autos – im Regen schön verwaschen….

Ein Auto fährt mit offenem Fenster vorbei – Oriental hiphop rauscht vorbei -, anfahrende oder stoppende Fahrzeuge vor der Ampel, die Unterhaltung am Nebentisch im Café südhessisch laut geführt. Vielleicht müssen die armen Frankfurter oder Darmstädter lauter mit ihrem Gegenüber sprechen, um den Straßenlärm zu übertönen ;-)). Aber in Südhessen spricht man ohnehin lauter und temperamentvoller als hier auf dem Felsen.

All das ist am ersten Tag ein Meer von tausend Eindrücken, überwältigend.

Ich finde Neues in der Stadt – Initiativen, Denkanstöße.

Am zweiten Tag habe ich schwimmen gelernt. D. ist sommerleer, die Studenten und Familien sind anderswo in der Welt. Ferienzeit.

Nicht nur der Schlossgarten ist verwaist.

Die Hörsäle im Schloss sind leer. Nur der Schatten ihrer Nutzer hängt noch im Eingang.

Am dritten Tag und vierten Tag finde ich Erholung beim Spaziergang durch Gärten, Parks und Wald.

Am fünften Tag spätestens strengt es an und verliert seinen Reiz.

Ich beginne mich zu wundern, wie Menschen übereinander gestapelt wohnen. Und ich habe selbst schon so gewohnt.

Und ich wundere mich über die großen ‚Vögel‘, die die Stadt so tief überfliegen,

ohne dass es hier unten irgendeiner zu bemerken scheint.

Bunte Pyramiden…

Kunscht 3

Hier haben andere Künstler gewirkt – Wind , Salz und Wasser.

Aus den Resten der Lorentrasse am Nordoststrand, die einst zur Baustelle an der Nordmole führte, sind eigenartige Gebilde geworden.

Sie gehören wie die Nordmole zu den Resten des militärischen Grroßprojektes der Nationalsozialisten auf Helgoland. Dort sollte ein gigantischer Hafen für die U-Bott-Flotte der deutschen Faschisten entstehen.

‚Hummerschere‘ wird sie genannt, weil die Nordenden den Scheren eben jene Tieres gleicht, dessen Habitat man dabei gleichzeitig beinahe zerstört hätte.

Ungeachtet der Leben der Zwangsarbeiter, die hier geschuftet haben, davon erzählt der Inselarzt Walter Kropatscheck sehr eindrücklich.

Ihr Zerfall hat etwas Tröstliches.

So wittern die Reste eines ‚1000-jährigen Reiches‘ vor sich hin, eine Mahnung an alle Diktatoren dieser Welt.

Es wechseln die Zeiten.

Kunscht 2

Im Süden von Darmstadt – am Stadtrand, der langsam in den Odenwald übergeht – befindet sich seit 2022 der Internationale Waldkunstpfad.

In der Tradition der land art

haben Künstler dort mit den Materialien, die der Wald bietet (manchmal auch anderem) etwas geschaffen,

das nicht für die Ewigkeit, aber doch ein paar Jährchen gedacht ist.

Manches wurde zusammen mit Kindern erbaut und ersponnen.

Anderes erinnert an Bauten auf der Fusion, einer Konvention mitten in Brandenburg.

Man findet Kommentare zu unserem Lebensstil

wie auch Warnungen vor ihm

wie diese Riesenspinne als Überbleibsel einer Weltkatastrophe.

Baumhäuser umhüllen hoch gewachsene Buchen, ohne dass sie erreichbar wären.

Ein Luftschloss hängt zwischen Bäumen – festgezurrt, obwohl es doch schweben sollte.

Ein Ahn thront über seiner Stätte.

Und über allem wacht Mutter Erde und umarmt die Welt.

oh tierra

Waldspaziergang

Es gibt zwei Dinge, die ich hier auf Helgoland vermisse: Fahrrad fahren und Wald.

‚Wald‘ ist für mich ein Laubmischwald. Es müssen hohe Buchen, alte Eichen da sein. Darin vermischt findet sich hier und eine Waldkirsche, manchmal Kiefern oder Lärchen – oder auch eine Tanne. Das Unterholz ist vielfältig – junge Bäume, Büsche, Heidelbeeren, Pilze. Danach riecht es und nach modrigem Laub. Es darf Lichtungen und Bäche geben (Wasser unbedingt!).

Kleine Teiche sind willkommen.

Wenn wir mit unserer Mutter in den Wald gingen, war das ein besonderer Tag. Obwohl wir aus der Mitte der Stadt mit kurzen Beinen dorthin spazieren mussten, wo unser Lieblingsplatz war. Wir lernten damals, lang und ausdauernd zu laufen.

Mit der Tram – so nannte der Opa die Straßenbahn – ging’s nur in den Wald, wenn er da war. Er war ein beleibter, alter Herr.

Mein Lieblingsplatz war eine Art Terrasse im Wald – mit Bänken, so dass die Erwachsenen sich bequem setzen konnten. Darunter mäanderte ein Bach, unser Spielplatz.

Wir tauchten in eine andere Welt, bauten Staudämme, ließen Schiffchen fahren oder untergehen, entdeckten in Wurzelgeflechten seltsame Wesen,

die mal gefährlich, mal verwunschen waren.

Und was wir fanden, trugen wir nach Hause – wie heute noch ;-))

An manchen Orten überlagern sich Gegenwart und Vergangenheit

Stadtprobleme

Würde ein Außerirdischer fragen, was Städte sind, würde ich antworten:

Das sind Orte, in denen viele Menschen, manchmal übereinander gestapelt wohnen. Sie müssen auf Schritt und Tritt damit klarkommen, dass sie von anderen umgeben sind. Sie müssen ihre Nachbarn erdulden, so wie ihre Nachbarn sie erdulden müssen.

Das größte Problem, würde ich sagen, sei es, den Raum zu finden, den man zum Selbstausdruck, zur eigenen Ruhe oder für sein Auto brauche….

und das Zweitgrößte, Großzügigkeit walten zu lassen.

Barfuß oder Gummistiefel

In the middle of nowhere – dort, wo die meisten Menschen lediglich die A5 hinauf- oder hinabbrausen, findet jedes Jahr ein kleines, aber feines Festival im Schatten einer Burg statt.

Hier treffen sich Wesen aller Art,

um gemeinsam zu feiern, ein paar Tage miteinander gute Musik zu hören

und entspannt zu sein.

Wir hatten dieses Jahr Glück im Pech – schon die Anreise wurde nass.

Doch fast jeden Tag hellte der Himmel für ein paar Stunden auf.

Wie gewohnt hatten wir ein kleines Familiendorf errichtet – mit Lounge und Küche.

Der tägliche Regen weichte die Straßen des Festivals nach und nach auf.

Barfuß –

oder Gummistiefel –

Regenjacke oder Badehose –

das war die tägliche Frage.

Aber –

Der Hippiemarkt erweiterte sein Angebot.

Manches erinnerte an das letzte Schlammjahr 2017

und ‚alte‘ Sportarten wurden neu gepflegt.

Musikalisch mischte sich Altbekanntes mit Neuem –

mein Highlight war der Auftritt von Dota.

Abschied nehmen

Ein schöner Sonnentag geht zu Ende – und – das ist die Magie des Sonnenuntergangs – wir nehmen Abschied von diesem Tag,

betrachten das Verschwinden des großen Feuerballs hinter dem Horizont,

gleiten in die Nacht hinein – und wünschen insgeheim das Erwachen am nächsten Morgen in einem ähnlich schönen Tag.

Dieses Jahr begann mit einem Abschied, ein zweiter steht an. Und erst jetzt vermag ich von dem ersten zu schreiben.

Als H. und ich uns das letzte Mal von Angesicht zu Angesicht sahen, sagte er: „Es ist gut, dass du nach Helgoland gehst. Hier möchte ich dich nicht mehr sehen.“ – Und ich antwortete: „Wir werden uns wiedersehen, in einem anderen Leben – und uns wieder gegenseitig helfen.“ Dann lagen wir uns als Freunde in den Armen – und gingen auseinander, wie wir schon früher auseinandergegangen waren. Ich blickte noch einmal zurück – und sehe ihn im Nachmittagslicht seine Sachen ins Auto packen.

Später folgten in der Corona-Zeit zwei lange anregende Gespräche per Telefon – zu dritt. Wir saßen um ein Handy wie an einem Lagerfeuer und philosphierten über die Zeiten und die Welt. T. und H. mochten sich, das war spürbar. Und ich freute mich, wie immer, wenn zwei Menschen, die ich mag, schätze und liebe, zueinanderfinden.

Die Welt ist Werden und Vergehen. Die Reise in eine andere Dimension ist für T. und H. längst geschehen, aber im Abschiednehmen wird man niemals Experte.

Wohin diese Reise dich auch führen möge, liebe D. – es sei eine gute.

Sonne ….