Abschied nehmen

Ein schöner Sonnentag geht zu Ende – und – das ist die Magie des Sonnenuntergangs – wir nehmen Abschied von diesem Tag,

betrachten das Verschwinden des großen Feuerballs hinter dem Horizont,

gleiten in die Nacht hinein – und wünschen insgeheim das Erwachen am nächsten Morgen in einem ähnlich schönen Tag.

Dieses Jahr begann mit einem Abschied, ein zweiter steht an. Und erst jetzt vermag ich von dem ersten zu schreiben.

Als H. und ich uns das letzte Mal von Angesicht zu Angesicht sahen, sagte er: „Es ist gut, dass du nach Helgoland gehst. Hier möchte ich dich nicht mehr sehen.“ – Und ich antwortete: „Wir werden uns wiedersehen, in einem anderen Leben – und uns wieder gegenseitig helfen.“ Dann lagen wir uns als Freunde in den Armen – und gingen auseinander, wie wir schon früher auseinandergegangen waren. Ich blickte noch einmal zurück – und sehe ihn im Nachmittagslicht seine Sachen ins Auto packen.

Später folgten in der Corona-Zeit zwei lange anregende Gespräche per Telefon – zu dritt. Wir saßen um ein Handy wie an einem Lagerfeuer und philosphierten über die Zeiten und die Welt. T. und H. mochten sich, das war spürbar. Und ich freute mich, wie immer, wenn zwei Menschen, die ich mag, schätze und liebe, zueinanderfinden.

Die Welt ist Werden und Vergehen. Die Reise in eine andere Dimension ist für T. und H. längst geschehen, aber im Abschiednehmen wird man niemals Experte.

Wohin diese Reise dich auch führen möge, liebe D. – es sei eine gute.

Sonne ….

Krawall von oben

Nachts und morgens zog Sturm Nikolaus über den Felsen, peitschte die Palme gegen die alte Sat-Schüssel, zog heulend und jaulend durch die Gassen. ließ auf dem Pflaster kleine Wassertulpen entstehen, die so schnell zerfielen, wie sie entstanden waren.

Ab Mittag klart es auf – aber weiter zerrt der Wind an Dächern, Häusern, jagt über den Felsen.

Heute ist kein Schiff gekommen, der Hafen leer.

Auf der Ostseite wirkt die Inselwelt fast still, wären da nicht die Schaumkronen auf der Wasserfläche.

Klar, denke ich, das Wetter kommt von Westen. Und kaum biege ich in diese Richtung, braust es auf, wird jeder Schritt langsamer. So schwer kann Luft sein.

Draußen an der langen Anna kaum Gäste, ungewöhnlich für einen Sonntagnachmittag im Sommer.

Doch einer fotografiert lange – und stemmt sich dabei gegen den Sturm.

Die Basstölpel tanzen in der Drift.

Sie brauchen sich nicht – wie sonst – von der Klippe zu stürzen. Die Flügel breit gemacht – und schon steht man in der Luft –

möchte ich auch können, denke ich ein wenig neidisch. Mich fortheben, entheben …

Immer noch denke ich manchmal, wie hätte mein Leben mit T. hier weiter gehen können, obwohl der Entwurf immer unwahrscheinlicher wird.

Diese Welt ohne ihn ist nicht schön schön. Sie ist für sich dieselbe alte Erde, die sich dreht und durch das Weltall düst.

Noch immer sind die Menschen die, die sie sind, verbohrt, verblendet, großartig, verrückt, Verzweifelte, Liebende.

Und doch: Es fehlt ein wenig Glanz, Ts. Glanz, den er als Mensch dazu gegeben hat.

Across waters…

Ich hänge hier nur so rum

Festlandsbesuche sind Gelegenheiten zu sehen –

manchmal isoliert, manchmal in einen neuen Kontext gestellt

oder so…..

in einem Freiluftcafé an der Kemnade –

oder hoch oben –

an der Wand des Pen-Zentrums

oder als Rest eines studentischen Projekts –

vor dem Knast, in dem die beiden einst einsaßen (Stopp: Georg war schnell weitergereist. Sein Bruder Ludwig gab sich an seiner Stelle als Georg Büchner aus. Als die Darmstädter Polizeibehörde auf die Verwechslung kam, war Georg bereits in Straßburg angekommen). Der andere ist Ludwig Weidig, der zweite Autor des Hessischen Landboten.

oder im Schaufenster eines stylischen Design-Ladens

Der Tag…..